Wer Brohltalbahn hört, denkt gleich an den Vulkan-Express. Dass die Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebsgesellschaft zunehmend einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg im Güterverkehr hat, wissen dagegen vielleicht nur wenige. Dabei ist es derzeit kaum zu übersehen: 4000 Tonnen Schotter werden am Hafen in Brohl aufgeladen und zur Entladestelle transportiert.
BROHL-LÜTZING. Die Lokführer kennen das Elend schon: Kaum ein Autofahrer beachtet das Rotlicht, wenn ein Güterzug der Brohltal-Schmalspureisenbahn die B 9 queren will. „Da muss der Zug schon halb auf der Straße stehen, damit die anhalten.“ Hat sich der Zug dann unter lautem Hupen auf die Bundesstraße vorangetastet, staunen die meisten Verkehrsteilnehmer nicht schlecht über die vermeintlich kleine und fast museumsreife Lokomotive, die Waggons zum Hafen schleppt. Tatsächlich gibt es in Brohl-Lützing eine in Deutschland einmalige Konstellation: Schmalspur-Lok zieht Normalspur-Zug – drei Schienen im Gleis machen‘s möglich.
Doch der Bahnbetrieb geht weit über Eisenbahn-Nostalgie hinaus. Laut Stefan Raab, Geschäftsführer der Brohltal-Schmalspureisenbahn-Betriebsgesellschaft, stellt der Güterverkehr sicher, dass ganzjährig Geld verdient wird. So haben die mittlerweile zehn Vollzeitkräfte auch im Winter ihr Auskommen, wenn der Personentransport mit dem Vulkan-Express ruht. Seit jeher wird auf der Brohltalbahn Phonolith von Brenk aus zur Verladestation gefahren, rund 15 000 Tonnen im Jahr.
Seit vergangenem Jahr verdient die GmbH zudem Geld mit einem Zug, der nur im Bedarfsfall in Brohl anhält, meist aber über die rechte Rheinschiene geführt wird. Für Gorus-Aluminium verkehrt zwei Mal wöchentlich der so genannte „Alu-Zug“ zwischen Voerde am Niederrhein und Koblenz. 2005 waren es 30 000 Tonnen, in diesem Jahr könnten es mehr als 47 000 Tonnen werden. „Uns wurde angekündigt, dass der Auftrag erweitert wird“, freut sich Raab. 80 Prozent der Transportleistung zwischen der Hütte in Voerde und dem Koblenzer Walzwerk laufen mittlerweile wieder über die Schiene – und unter dem Namen der Brohltaleisenbahn, die den Alu-Zug mit fest angemieteten Waggons und einer ausgeliehenen Lok betreibt. Gewartet wird der Zug in Brohl, und bei Bedarf werden weitere Wagen angehängt. So etwa im vergangenen Jahr, als 500 Tonnen Schotter per Alu-Zug nach Wesel zum Gleis der dortigen RWE geschafft wurden.
Weitere Kunden sind die Rasselstein-Werke, für die Lokomotiven zwischen den Standorten Andernach und Neuwied überführt werden. Langschienen transportiert die Brohltaleisenbahn für Thyssen Schulte Recycling am Rheinhafen Koblenz, hinzu kommen regelmäßig Schotter-Transporte für die Basalt AG in Nickenich. Die hat seit einem Jahr die Zulassung der Deutschen Bahn, ihren Schotter in Baustellen der Deutschen Bahn verbauen zu dürfen.
Der Markt expandiert: 2005 wurden insgesamt 3000 Tonnen Schotter verladen, jetzt hat allein der aktuelle Auftrag ein Volumen von 4000 Tonnen. Für die Voest-Alpine Klöckner (VAK) Bahntechnik organisieren die Brohler den Schotter-Transport ab Brohl für Baustellen der Holzbachtalbahn zwischen Raubach und Selters. Denn auch im Westerwald werden mittlerweile Strecken reaktiviert. Der Gütertransport auf der Schiene rechnet sich – zumindest für die Unternehmen, die ihren Gleisanschluss noch nicht demontiert haben. (ca)
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