Pressespiegel





Am 01.03.2001 druckte die Olbrück Rundschau folgende Geschichte aus der Schulchronik Niederzissen:



Kleine Geschichten von der Brohltalbahn: Klapprige Romantik im Brohltal

Beobachtungen des Fahrschülers W.G. (aus der Schulchronik Niederzissen 1963)



Wanderer, kommst du ins Brohltal, sage, du habest uns schaukeln gesehen, wie das Gesetz es befahl.

Es ist ein Unrecht, dass ein solcher Spruch, in trutzige Felsen eingemeißelt, nicht den Fremden empfängt, der sich in jenes Tal begibt, das zwischen Mosel und Ahr vom Rhein aus in die Eifel führt.

Doch wird man ohnehin sich der Bedeutung des antiken Mahnspruchs bald bewusst, sobald man nämlich sein Schicksal jenem sagenhaften Verkehrsmittel anvertraut, von dem böse Zungen behaupten, es sei noch aus der Zeit der Völkerwanderung zurückgeblieben.

In Brohl am Rhein steigt man hoffnungsfroh und ahnungslos in jenes, in ruhigem Grün angemalte, lindwurmartige Gefährt, welches sich allen Befürchtungen zum Trotz, tatsächlich alsbald in Bewegung setzt.

Das Abenteuer beginnt! Mit Schnauben, Keuchen, Rattern, Knattern, Holpern und Stolpern. Bei Fahrgästen, die nicht das ungeheure Glück haben, einen der überaus bequemen und weichen Sitzplätze zu ergattern, ist eine artistische Vorbildung dringend erwünscht. Ist dies nicht der Fall, so ergibt sich ein fröhliches Gemenge aus umstürzenden Koffern und eingeklemmten Passantenbeinen. Das hebt die Stimmung!

Wie es auch keucht, und es bewegt sich doch! Unbeirrt schlängelt sich dieses romantische Züglein durchs noch romantischere Brohltal. In schwindelerregender Hast geht's mit schaurigem Gehupe - des Abends festlich beleuchtet - talaufwärts, durch Wald und Flur, vorbei an gewaltigen Felsmassiven, hinweg über ein waghalsiges Viadukt. Hin und wieder entlässt es mit einem deftigen aber gutgemeinten Ruck einige seiner beneidenswerten Insassen, um sich dann mit einem nicht minder vehementen Ruck wieder in Bewegung zu setzen.

Dass zur Sommerzeit die Gäste während der Fahrt da und dort nebenher gehn, um Blümchen zu pflücken, scheint übertrieben - obwohl es durchaus zum Stimmungsbild passen würde.

Doch nicht nur Hüter letzter Romantik ist eines traute Gefährt, es wacht ebenso beflissen über die Moral der friedliebenden Brohltalbürger. Damit diese nur ja nicht Versuchung geraten, sich abends ein bescheidenes Stückchen vom Nachtleben oder von der Kultur der nahen Städte Bonn, Köln oder Koblenz abzuschneiden, bläst unser Bähnchen um 8 Uhr abends den Zapfenstreich. Nach 8 Uhr ist das Brohltal gewissenmaßen geschlossen; wer dann noch nicht zu Hause ist, ist nicht wert, im Brohltal zu wohnen.

Anmerkung (Markus Doll): Auch heute noch muß jeder, der nicht die große Gnade erfährt, über ein Auto zu verfügen und daher auf den ÖPNV angewiesen ist, ähnliche Erfahrungen machen. Mit dem Unterschied, daß unser Bähnchen nicht mehr den Zapfenstreich bläst und zuweilen, hier sei auf die Mondschein- und Glühwürmschenfahrten hingewiesen, noch später als jedes öffentliche Verkehrsmittel unterwegs ist.



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