Pressespiegel



Am 02.01.2001 schrieb die Rhein-Zeitung in der Regional-Ausgabe Ahrweiler:



Eigentlich wollte sie Friseuse werden - Doch dann wurde sie wie ihre drei Kolleginnen Schaffnerin

Verschlafen hat sie nur ein einziges Mal

Margarethe Simon wusste sich durchzusetzen



• Von Martina Froitzheim

BURGBROHL. "Wie ich zur Bahn kam, weiß ich eigentlich gar nicht mehr", denkt Margarethe Simon laut nach. Doch wo das Fotoalbum ist, weiß die 76- Jährige genau. Und mit den Bildern kommen die Erinnerungen. 17 Jahre war Margarethe Degen aus Nieder- Oberweiler alt, als sie Schaffnerin bei der Brohltalbahn wurde, mit Elvira Grones, Mathilde Reifferscheid und Maria Bell. "Die Maria stammte aus Niederzissen. Sie ging nach dem Krieg nach Frankreich und hat dort geheiratet. Sie ist leider schon früh gestorben", erzählt Margarethe Degen, die 1946 den Gastwirt Heinrich Simon heiratete und bis heute das gastliche Haus in Weiler betreibt.

Friseuse wollte sie werden. Doch nach der Schule kam das Pflichtjahr, dann der Kindergarten, dann die Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Andere Pläne hatten während der Kriegsjahre keinen Platz. Vier Wochen hatte Margarethe schon mal im Büro der Brohltalbahn gearbeitet, nun ließ sie sich ganz anstellen - als Schaffnerin.

"Schüchtern waren wir alle vier nicht", lächelt die feine alte Dame, die schon immer kräftiger war als sie scheint. "Sonst hätte man uns doch gar nicht geholt, wenn Betrieb in der Bahn war." Und das war fast täglich so. "Das Zittern in den Händen hat schnell aufgehört, die Routine bewirkt Durchsetzungsvermögen", erzählt Margarethe Simon.

Eine klare, wohl klingende Ansage hat den gleichen Effekt, "mich hat man im Zug gehört". Schlagfertig ist sie überdies, die schlanke junge Dame in Uniform, gut gerüstet mit Schaffner- Tasche und Lampe. "In der Bahn gab's kein Licht - wegen der Bombenangriffe."

"Ach, die Bluse hab' ich noch", deutet die 76- Jährige auf sechs alte Fotos. "Die Uniform bestimmt auch." Sie hat sie gern getragen, "sie wurde damals bestellt und nach Maß gemacht, bezahlt hab' ich sie selber." 46 Mark könnten es gewesen sein, überlegt sie. Ein halbes Monatsgehalt.

Margarethe war immer pünktlich im Zug. Immer? "Einmal hab' ich verschlafen", sie lacht heute noch darüber. Um 4.15 Uhr fuhr der Zug in Brohl ab via Kempenich, ohne Schaffnerin. Ein Glück, dass die Bahnschienen direkt am Elternhaus in Nieder- Oberweiler vorbeiführten: "Ich wurde aus dem Schlaf gepfiffen, der Zug stand direkt vor der Tür. Binnen Sekunden muss ich meine Sachen gepackt haben und halb angezogen in einen Wagon gesprungen sein. Gott sei Dank gab's eine Schaffner- Kabine, da konnte ich mich in Ruhe fertig machen." Das passiert einer Degen nur einmal.

Seit 56 Jahren ist sie pünktlich zur Stelle, wenn die Gastwirtschaft Simon öffnet - nahe den Schienen der Brohltalbahn. Die zweifache Mutter, vierfache Großmutter und ein- fache Urgroßmutter betreibt das Haus alleine, seit sie Witwe wurde. Ohne Hilfe, "dann brauche ich mich auch nicht zu ärgern". Sie mag nicht im Abseits stehen, ebensowenig wie die Fußballer, denen sie schon ewig die Treue hält: dem FC Schalke 04.



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